Abitur geschafft, Ausbildung abgeschlossen. Jetzt noch studieren und dabei eine neue Stadt kennenlernen? Für viele Studienfänger ein tatsächlich nicht selten auftretender Werdegang. Der Referent für die zweite WS im Wintersemester 18/19 war Bbr. Christian Günther. Für das Bauingenieur Studium ist er nach einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung von seiner Heimat Siegen nach Aachen gezogen. Von Siegen nach Aachen sind es knappe 200km Fahrtstrecke, die müssen zumindest an einigen Wochenenden zurückgelegt werden. Im Laufe einer Aktivenzeit bei der Unitas kommt man nicht drumherum selbst eine eigene WS, ob vor der eigenen oder befreundeten Aktivitias, zu halten. Bbr. Christian hat sich für das Thema „Das Siegerland Geschichte – Kultur – Industrie“ entschieden, mit dem Ziel, den anwesenden Zuhörer mehr über seine Heimatregion zu referieren. Seine Heimat, das ist der Ort Netphen (23000 Einw.) im Kreis Siegen – Wittgenstein.
Netphen wurde 1969 Großgemeinde als Ergebnis einer kommunalen Neugliederung. 1997 erfolgte der Stadtstatus. Die Sieg (Fluss), die dem Siegerland und dem Kreis Siegen seinen Namen gibt, entspringt in Netphen, ebenso wie die Lahn und die Eder.
Ein Großteil des Stadtgebietes liegt im Rothaargebirge. Historisch betrachtet vermutet man bereits eine Besiedlung Netphens um 500 v.Chr herum. Aus der La-Tene-Zeit liegen archäologische Funde vor. Erste Erwähnung im Mittelalter hat Netphen 11.Jhd. Industriell bot die Mittelgebirgslandschaft des Siegerlandes mit seinen Wäldern und flussreichen Tälern in Zusammenhang mit den reichen Erzvorkommen ideale Voraussetzungen für den Erzbergbau und Hüttenindustrie. Die Wälder lieferten Holz für die Holzkohleproduktion, welche wiederum in der Erzverhüttung verbraucht wurde. Eisen und -Stahlproduktion war durch Wasserkraft möglich. Schon um 500 v.Chr wurden Erze aus dem Siegerland von keltischen Hüttenleuten genutzt und verarbeitet. Ein zu der Zeit genutzter Ofen wurde erfolgreich freigelegt und lässt sich heute als Schaustück im Siegerland- Museum bestaunen. Die Erze wurdne zunächst nur oberflächlich als Eisenstein gefördert. Tagebau und Stollenabbau erfolgten viel später. Grundwasser Probleme beim Abbau erforderte den Wechsel zum Schachtbau. Die Entwicklung der Dampfmaschine und deren Einsatz um 1850 ermöglichten eine Verbesserung der Fördermöglichkeiten.
Stetiger technischer Fortschritt ermöglichte das Verarbeiten schlechter Erze und somit einen Preiskampf in den Siegerländer Gruben. Das Hüttenwesen ging nach dem 1.Weltkrieg stark zurück. So Waren 1926 nur noch 4000 Mitarbeitet auf 11 Gruben beschäftigt. Kriege und damit verbunden die Rüstungsindustrie erhöhten den Erzbedarf und zeitgleich zum Raubbau in den ohnehin schon erschöpften Gruben. Zunehmende Abbautiefen erhöhten die Förderkosten massiv und konnten nach Kriegsende mit der kostengünstigeren und qualitativ höherwertigen Erz-Konkurrenz aus dem Ausland nicht mehr mithalten. Die Erz-Förder- Industrie ging weiter zurück bis 1962, wo das letzte Siegerländer Bergwerk schloss. Weitere Industriezweige, die sich im Siegerland aufgebaut und weiterentwickelt haben, sind die Hüttenindustrie, Metallindustrie, Gießerei, Maschinenbauindustrie und Rohrindustrie. Die Industrie allgemein ist im Siegerland gut aufgestellt, unter anderem mit einigen Weltmarktführern. Die Arbeitslosenquote im Siegerland gehört zu den niedrigsten im
Bundesgebiet. In Siegen befindet sich die KMU (kleine mittlere Universität Siegen). Bei mittlerweile 20000 eingeschriebenen Studenten lassen sich unter anderem praktische Inhalte des Medizinstudiums, in Zusammenarbeit mit der Uni Bonn und Rotterdam, bewältigen. Zum Abschluss des Vortrags kamen die Zuhörer in den Genuss eines
Info-Films zum Kreis Siegen-Wittgenstein (1975 erfolgte der Kreis-
Zusammenschluss). Hier wurde unter anderem der Rothaarsteig vorgestellt, ein Fernwanderweg mit einer Gesamtlänge von 157 Km. Dieser verläuft hauptsächlich über den Hauptgebirgskamm des Rothaargebirges und zwischen Brilon um Sauerland und Dillenburg in Hessen. Die Aktivitas dankt Bbr. Christian Günther für den Vortrag und hofft natürlich, in den nächsten Semestern das Siegerland in Form einer Aktivenfahrt kennenlerne zu dürfen.