„Menschenwürde ist Errungenschaft der Neuzeit“

Im vollbesetzten ehemaligen „Heizkraftwerk“ der RWTH Aachen sprach der Bonner Philosoph und Theologe Hartmut Kreß über die Menschenwürde und das Grundrecht auf Selbstbestimmung.

Kreß begann seine Ausführungen mit dem Hinweis auf den Anfang des deutschen Grundgesetzes. Artikel 1 bzw. Artikel 2 Absatz 1 sprächen genau die beiden Begriffe an, die Immanuel Kant (1724–1804) im Bezug auf die Würde des Menschen geprägt hatte und aus denen er den menschlichen Sonderstatus ableitete: Freiheit und Selbstbestimmung. Ganz bewusst sei diese Definition der Menschenwürde nach dem Zweiten Weltkrieg 1949 an die Spitze des Grundgesetzes gestellt worden. Ein rechtsgeschichtliches Novum, geschützt durch die Ewigkeitsgarantie. „Menschenwürde ist Errungenschaft der Neuzeit“ weiterlesen

Die Moralphilosophie von Immanuel Kant

„Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir.“
— Immanuel Kant (1724–1804)

Immanuel Kant, bedeutender Philosoph und der wohl einflussreichste Gelehrte der deutschen Aufklärung, verlieh mit diesem Satz in seiner 1788 erschienenen Kritik der praktischen Vernunft seinem ehrfürchtigen Staunen Ausdruck. Ein Staunen über das moralische Gesetz, welches so unbezweifelbar sei, dass es von einer höheren Macht stammen müsse. Grund genug für uns, die Sentenz zum Semesterthema zu machen und uns mit der gesamten Tragweite von Werten, Normen und Moral zu beschäftigen. Die Moralphilosophie von Immanuel Kant weiterlesen

Die Sache des Igels

„Der Fuchs weiß viele Dinge, aber der Igel weiß nur eine große Sache.“
— Archilochos (7. Jh. v. Chr.)

Viel ist schon hineininterpretiert worden in diesen einen Satz. Nicht unwahrscheinlich, dass der altgriechische Lyriker Archilochos einfach nur feststellen wollte, dass der doch so schlaue Fuchs machtlos ist, wenn der Igel seine eine große Sache einsetzt, seine Stacheln aufstellt und sich zusammenrollt.

Isaiah Berlin (1909–1997), einer der wirkmächtigsten politischen Philosophen und Ideengeschichtler nach dem Zweiten Weltkrieg, nutzte den Vers als Metapher, um die beiden Positionen Monismus und Pluralismus voneinander abzugrenzen. Die Sache des Igels weiterlesen

Die Ethik der Stoa – Der ist frei, der sich selbst beherrscht

Mit Helmut Schmidt verstarb vor drei Wochen mit Sicherheit einer der beliebtesten Bundeskanzler, wenn nicht sogar der in der Bevölkerung angesehenste Politiker seit der Gründung der Bundesrepublik. Seines Zeichens Bundeskanzler in einer Episode der von heftigen Krisen geschüttelten Bundesrepublik, bewahrte er stets einen kühlen Kopf und fällte mit einer beachtlichen Freiheit von Affekten kritische Entscheidungen. Die Sturmflut in Hamburg, der RAF-Terrorismus der 70er-Jahre und der NATO-Doppelbeschluss von 1979 sind die prominentesten Beispiele für die Herausforderungen, an denen er sich messen musste. In einem Artikel aus der ZEIT zu Anfang des Jahres schrieb er:

„Die innere Gelassenheit hat mir die nötige Kraft gegeben, meiner Pflicht nachzukommen.“
— Helmut Schmidt (1918–2015)

In diesen Worten steckt überraschenderweise bereits der Kern der stoischen Lebensweise. Die Ethik der Stoa – Der ist frei, der sich selbst beherrscht weiterlesen

Darf man ein von Terroristen entführtes Passagierflugzeug abschießen?

Eine traurige Aktualität hat die Aufführung durch die Anschläge in Paris vom 13. November erhalten: In Ferdinand von Schirachs erstem Theaterstück geht es um ein von Terroristen entführtes Passagierflugzeug und die Frage, ob es verwerflich oder vielmehr geboten ist, ein solches Flugzeug abzuschießen, wenn der Entführer droht, das Flugzeug in ein vollbesetztes Stadion stürzen zu lassen. Darf man ein von Terroristen entführtes Passagierflugzeug abschießen? weiterlesen

Theologischer Gesprächsabend mit Bbr. Pfarrer Stefan Wingen

„Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie.“ – Mt 5,1-2

Am 17. November fand der langersehnte Theologische Gesprächsabend mit Bbr. Pfarrer Stefan Wingen statt, dem Geistlichen Beirat des Unitas-Verbandes. Schon seit der 138. Generalversammlung in Würzburg war der Besuch von Bbr. Stefan Wingen in Aachen geplant. Nach einem kurzen, aber herzlichen Empfang mit anregenden Getränken und ein paar kleinen Häppchen, setzte man sich in einen Sitzkreis und analog zu dem bekannten Procedere erzählte uns Bbr. Stefan Wingen, dass er am Morgen dieses Tages sich bereits den Fragen einer Grundschulklasse gestellt habe. Wir sollten uns die Grundschüler zum Vorbild nehmen und uns trauen, sämtliche Fragen zu stellen, ohne Angst zu haben, dass diese mangelndes Vorwissen offenbaren könnten. Theologischer Gesprächsabend mit Bbr. Pfarrer Stefan Wingen weiterlesen

Politisches Handeln ohne Werte nicht möglich

Wie sind die Wertevorstellungen der etablierten Parteien in Deutschland gewachsen? Und haben sie sich in den Jahren seit ihrer Gründung bewährt? Das waren die Leitfragen der Wissenschaftlichen Sitzung zum Thema „Werte und Ideale in der Politik“ von Bbr. Stefan Leisten. Das Semesterthema „Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir“ wurde ergänzt um das Spannungsfeld zwischen Konservatismus, Sozialismus und Liberalismus. Dass dabei auch die hochaktuelle Frage nach Werten in der Flüchtlingskrise diskutiert wurde, verlieh dem Vortrag eine besondere Tiefe. Politisches Handeln ohne Werte nicht möglich weiterlesen

Antrittskneipe als philosophischer Semesterauftakt

Ad orationem principiorum. Die Aufforderung zur Beschäftigung mit den Prinzipien, die kritische Reflexion der eigenen Gewohnheiten und das Streben nach einem moralischen Leben waren wohl die zentralen Aussagen einer denkwürdigen Prinzipienrede.

Ganz im Sinne des Semesterthemas „Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir.“ – einem Zitat Kants entsprechend – führte der Senior im Wintersemester 2015/16, Bbr. Johannes Schäfer, in das Thema der Moralphilosophie ein und verschaffte der Hörerschaft einen Überblick über die verschiedenen Strömungen. Antrittskneipe als philosophischer Semesterauftakt weiterlesen

Unitas-Vereine Aachen helfen in Notunterkunft

Am Montagabend kam der Rückruf von der Caritas, die in Aachen die Koordination der freiwilligen Helfer in der Arbeit mit Flüchtlingen übernimmt. Eine Überraschung, obwohl wir eine Woche zuvor Interesse an einem sozialen Projekt im nächsten Semester signalisiert hatten. Das Anliegen sei aber so gar nicht das, was wir uns wohl vorgestellt hätten. Ab morgen würden durchgehend zehn Helfer für die Dauer einer Woche gebraucht. Eine genaue Aufgabenbeschreibung liege nicht vor. Einsatzgebiet: Eine kurz zuvor eingerichtete Notunterkunft für Flüchtlinge. Unitas-Vereine Aachen helfen in Notunterkunft weiterlesen