Theologischer Gesprächsabend mit Pfarrer Christoph Simonsen

Am Abend des 18. Mai kamen die Bundesbrüder zum zweiten Theologischen Gesprächsabend auf dem Unitas-Haus zusammen. Nachdem der erste Gesprächsabend mit Bbr. Pfarrer Stefan Wingen viele anregende Themen und Diskussionen hervorgebracht und auf reges Interesse gestoßen ist, war schnell klar, dass es noch viele weitere Themen und offene Fragen gibt, die es wert sind, in einer solchen Runde besprochen zu werden. Als Gast durften wir dieses Mal Pfarrer Christoph Simonsen, den Leiter der katholischen Hochschulgemeinde Aachen, begrüßen. Nach dem ersten Kennenlernen in lockerer Atmosphäre, begann das Gespräch mit dem Sammeln von Themen: Himmel und Hölle, die Institution Kirche und die Heiligenverehrung. An dieser Stelle sei ein recht herzliches Dankschön an Pfarrer Simonsen gerichtet, der uns mit seiner offenen Art geholfen hat Fragen zu diskutieren, die auf den ersten Blick nicht Alltäglich sein mögen, jedoch viel Interesse und Redebedarf zeigten.

Aufnahme ins Himmelreich und die Existenz der Hölle

Zu Beginn dieses Themas stellte sich die Frage, ob nach katholischer Lehrmeinung auch Protestanten nach dem Tod in den Himmel kommen können. Simonsen stellte zu Beginn seiner Äußerungen klar, dass auch er nicht aus Gottes Sicht sprechen kann und dass seine Antworten eher seine eigene Auffassung und Verständnis widerspiegeln. Er betonte, dass die Frage, ob ein Mensch nach Gottes Abbild gelebt hat, sehr viel entscheidender sei als die Frage nach seiner zugehörigen Konfession. Die Fehler, die von Menschen im Zuge der Kirchenspaltung gemacht wurden, seien einem Gott nach unserem Verständnis nicht zuzutrauen. Hinzu komme, dass die Protestanten auf den Namen Jesu getauft seien und durch dieses Sakrament in das Volk Gottes eingegliedert seien. Würde man diesen Gedanken weiterspinnen und nach Menschen fragen, die nicht getauft sind, so gibt Simonsen zu verstehen, dass es letztendlich auf seine Lebensweise ankomme und dass sich die Frage nach „in den Himmel kommen“ eher durch „eine Bestätigung des eigenen Lebens durch Gott“ verstehen lasse. In diesem Zusammenhang sei es sehr wichtig, wie man den Begriff „Himmel“ verstehen könne. Die eher kindliche Vorstellung eines wolkenumhüllten Orts sei bei diesen Diskussionen schwierig. Die Wahrnehmung des vollkommenen Glücks, die bereits im irdischen Leben als eine Art Vorgeschmack in manchen Situationen für jeden Menschen erfahrbar sei, sei der Zustand, der beim Eintreten ins Himmelreich für alle Zeit anhalten würde. Es sei derjenige Zustand, in dem man eine nicht mehr zu verlierende Freundschaft mit Gott eingegangen ist.

Bei dieser Formulierung des Himmelreichs, liegt die Frage nach seinem Gegenpol nahe, sprich einer ewigen Ausgeschlossenheit vom Reich Gottes. Es wurde diskutiert, dass der Begriff „Hölle“ in der Kirchengeschichte oft als Druckmittel verwendet wurde, der die Menschen mehr verängstigte, als auf den Weg Gottes zu führen. Auf die jedoch etwas provozierende Frage, was denn mit den größten Verbrechern der Menschheitsgeschichte geschehen mag, bezog Simonsen eine klare Stellung. Er zweifele stark daran, dass es einen Menschen geben würde, der aus eigenem Entschluss nicht zum Volk Gottes gehören und somit auf das ewige Glück verzichten wolle. Auch bei den für uns scheinbar größten Sündern, die wir uns schwer im Einklang mit dem Himmelreich vorstellen können, stehe uns eine Be- und Verurteilung nicht zu. Diese liege allein bei Gott.

Katholischer Glaube ohne die Institution katholische Kirche

Das anschließende Thema beschäftigte sich mit der Frage, ob es möglich ist auch ohne die Kirche als Institution ein gläubiger Christ im katholischen Sinn zu sein. Hier brachte Simonsen zum Ausdruck, dass gerade der Gottesdienst die Möglichkeit biete, das Glück und die Gemeinschaft durch die Kommunion zu erfahren. Es sei wichtig zu verstehen, dass wir mit dem Gottesdienst Gott die Gelegenheit geben uns nahe zu sein. Die christliche Gemeinschaft unterscheide sich in dem Sinn von jeder anderen Gemeinschaft durch diese gemeinsame Gotteserfahrung und das Gottesbewusstsein. Hierbei sei die Liturgie als wichtiges Hilfsmittel zu verstehen. Simonsen machte auch klar, dass der Gottesdienst weniger als abzuarbeitende Pflicht der Christen anzusehen sei, sondern mehr als eine Chance, die einem in der Gemeinschaft gegeben ist, mit Gott zusammen zu kommen. Als Christ habe man die Erlaubnis daran teilzunehmen und werde nicht außen vor gelassen. Das sei das Besondere, was aber den Menschen in den letzten Jahren oft als Zwang auferlegt wurde. Dieses Verständnis müsse auch von der katholischen Kirche besser kommuniziert werden. Daraufhin nannte Simonsen auch eigene Beispiele dieses Ziel zu erreichen, wie seine Einladung an die Gläubigen, sich nach dem Gottesdienst noch zusammenzusetzen und auszutauschen.

Heiligsprechung

Das letzte Thema beschäftigte sich mit den Voraussetzungen und dem Ablauf der Heiligsprechung. Simonsen erklärte, dass einer Heiligsprechung zunächst eine Seligsprechung vorangehen muss. Menschen, die dafür in Frage kommen, müssen in ihrem Leben auf besondere Weise auf Gott gedeutet haben. Hinzu kommt, dass auf die Fürsprache dieser Person etwas Unerklärbares passiert sein muss. Der Pfarrer betonte in diesem Zusammenhang aber auch, dass es sich bei jeder Person, der diese Ehre nach ihrem Tod zu Teil wird, immer auch um einen Menschen mit „Ecken“ und „Kanten“ gehandelt habe. Auch diese Menschen seien von Natur aus nicht unfehlbar gewesen. Macht man sich klar, dass das Wort „heilig“ zu übersetzen ist mit „etwas Göttlichem angehörig sein“, so könne man diesen Begriff auf alle Christen beziehen, da wir mit der Taufe auserwählt wurden zum Volk Gottes zu gehören. In einer tiefer gehenden Diskussion berichteten auf die Frage Simonsen hin einige Bunderbrüder von besonderen Menschen, die ihnen in ihrem Leben den Weg zu Gott aufgezeigt haben und somit für sie als Heilige fungiert haben.